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Erleuchtung

 

Die Wahrheit der ewig unberührten Wirklichkeit ist in jedem als Alles vorhanden. Beginnt sie, dich zu rufen, als die Suche nach dir selbst in der Offensichtlichkeit dessen, ist es pure Gnade. Und du wirst entdecken, dass all die schönen Worte wie „du bist schon erwacht“, oder „alles ist bereits erleuchtet“, absolut nichts bringen. Ist das niemals nicht Realisierte in dir noch nicht realisiert, geht die Suche einfach weiter. Sie kann ja nicht einfach gestoppt werden!

 

Ein Gedanke, dass bereits alles erleuchtet ist, kann auf der menschlichen Ebene beruhigen, doch die nächste Situation kommt bestimmt, in der es sichtbar ist, dass die Erleuchtung sich noch nicht vollzogen hat. Das, was Wahrheit IST, und vor allem, was jemals in Erscheinung treten kann, IST, hat keine Ahnung von Erleuchtung oder Nicht-Erleuchtung. Es ist weder erleuchtet noch nicht erleuchtet. Es ist jenseits von beidem. So unendlich still, so jenseits von allem Wissbaren. So gnadenvoll in sich Selbst. Niemals urteilend, niemals wollend oder nicht-wollend, ewig seiend und nicht seiend zugleich. Der stille Segen. Ungeboren.

 

Ist irgendetwas in dir fasziniert davon, dass alles bereits erleuchtet ist und somit auch du, dann ist es noch der Glaube an diesen Gedanken, gebunden an die Idee eines Jemands. Und wo Glauben herrscht, da waltet auch Zweifel. Und das ist gut so. Denn all das geglaubte Wissen ist nutzlos. Es muss verschwinden, damit die unschuldige Wahrheit leuchten kann – aus jeder Zelle, aus jedem Winkel des Seins, aus allen Poren, in alle Gezeiten. Und das geht nicht so im Handumdrehen. Ja sicher, das erste Erwachen gewiss, doch die Katharsis, die darauffolgt, entleert dein ganzes Sein, entleert all den Schrott, der sich im Laufe der Jahre angesammelt hat. Nicht, dass es da etwas zu reinigen gäbe, aber es reinigt sich von allein im ewig Reinen. Vielleicht auch nicht bei jedem. Aber die, die scheinbar hier gerufen haben 😊 , ohne davon zu wissen, durchlaufen diesen Prozess im absolut Prozesslosen.

 

Früher saßen die Schüler nach dem ersten Erwachen noch jahrelang beim Meister, um die Meisterschaft zu erlangen. Die Meisterschaft über den Geist mit all den Strategien des kleinen Egos - um ihn zu durchleuchten - zu erleuchten. Denn erst, als die Geburt des Egos in die Welt kam, kam auch die Erleuchtung.

 

Der erste Einblick, der als Erwachen bezeichnet wird, ist eine tiefgreifende Erfahrung. Alles, was du glaubtest, wie die Welt ist, zerfällt. Alles löst sich auf in Liebe oder in Leere. Oft wird auch eine Einheitserfahrung gemacht. Doch dies ist erst der Anfang. Denn jede Erfahrung muss als solche erkannt werden. Jede Erfahrung kann nicht bleiben. Jede Erfahrung geschieht in dem niemals Erfahrbaren. Diese wundervollen Erfahrungen - egal wie lange sie anhalten - wieder gehen zu sehen ist oft sehr enttäuschend. Doch ist genau dies der Segen. Wie könntest du sonst die alles liebende Leerheit als die Grundlage allen Seins und Nicht-Seins entdecken.Völlig ohne jegliche Qualität.

 

So vollzieht sich die Realisation des bereits Realisierten im Individuum, das sich als solches auflöst und aufgeht im Grenzenlosen. Die gesamte Palette des Mensch-Seins ist in der Tiefe akzeptiert und die Natürlichkeit lebt sich in Klarheit, Liebe und unendlichem Frieden. Es erwächst ganz natürlich die Stabilität, in dem, was du bist, und nicht in dem, was erscheint. Die Unberechenbarkeit des Lebens stellt keine Gefahr mehr dar, denn du ruhst als das Ruhen Selbst in etwas unendlich größerem, das pure Liebe IST.

 

Erleuchtung ist nichts für den Marktplatz. Erleuchtung ist nichts zur persönlichen Beruhigung. Erleuchtung dient auch nicht dem persönlichen Ruhm. Erleuchtung nimmt dich ganz, lässt nichts mehr von dir übrig. Alles wird erfasst von der stillen Gegenwärtigkeit, es durchdringt dich bis in die Wurzeln, es entleert dich total.

 

Welch eine Gnade.

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